Dienstag, 6. Mai 2014
Kapitel 1 - Kontrolle
In dem ich damit beginne, mich mit den Möglichkeiten dieser Zeit zu befassen, meine Gedanken zu bewahren.

Es ist mehr als ungewöhnlich, sich an diese dampf und zahnradlose Maschine zu setzen und über eine Schreibtastatur ohne den typischen Klang der klackenden Typenhebel Wort für Wort zu verewigen. Wie von Geisterhand gesetzt erscheinen meine Gedanken auf dem strahlenden Schirm, dessen röhrenloser Bildaufbau mir wohl für immer ein Mysterium bleiben wird. Am Ende liegt da kein Stapel Papier vor mir. Keine engbeschrieben Seiten, bereit für die Katalogisierung und mechanischer Ablage. Keine Lochstreifenkarte, die gestanzt und beschriftet mich an die getane Arbeit eines Tages erinnert. Nur mehr ein, unsinniger Weise mit „Maus“ betiteltes Eingabegerät, dessen virtuelles Abbild in Form eines fladrigen Pfeils darüber entscheidet, ob die Erfassung bestehen bleibt, oder nicht. Speichern! Vergesse niemals zu speichern. Eine Lektion, die ich mit süßer Bitterkeit als erstes lernte, als ich mit der Arbeit an dieser Wundermaschine begann. In meiner Zeit speicherten wir Kraft. Wir komprimierten Dampf, oder zogen Federn auf; Kontrollierte Arbeitskraft über Zeit. Kontrolle bedeutet Macht: Heute speichert man Daten!

Es ist bereits Abend geworden, als ich zum wiederholten Male diese Zeilen eingebe. Ich nestele an der Kette meiner Uhr und blicke erstaunt auf den fortgeschrittenen Stundenzeiger des liebgewonnenen Kleinods. Er bestätigt, was mein Bauch längst mit einem Grummeln voraussagte: Es wird Zeit für einen Imbiss.
In diesem Sinne verbleibe ich für heute mit knurrendem Magen und einem intuitiven „Klick“ auf speichern,

Hochachtungsvoll Ihr

August von Falkenried

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